Nein, mit Online-Texten gewinnt man in aller Regel keine Literaturpreise. Aber man gewinnt durchaus den einen oder anderen Leser. Und ein gedrucktes Buch wird in aller Regel etwas anders gelesen als eine Website. Während der geneigte Leser auf dem Sofa durchaus einige Zeit mit den Ideen seines geliebten Autores verbringen möchte, so hat es der Online-Leser doch meistens sehr eilig. Er möchte die gesuchten Informationen schnell und gut bekömmlich erfassen und sich dann wieder anderen Aufgaben zuwenden.
Informationen auf einer Website sollten deshalb auch leicht bekömmlich aufbereitet sein. Das können Produktbeschreibungen sein oder Tutorials oder Themen, die zur Diskussion anregen sollen. In jedem Fall gilt: All zu umfangreiche Textwüsten neigen eher dazu, den Leser wieder von einer Website zu vertreiben. Nein, das spricht nicht dagegen, auch einmal einen längeren Text zu veröffentlichen. Aber dieser darf sich mit Bildmaterialien aufgelockert auf der angezeigten Seite verteilen. Absätze und Zwischenüberschriften machen die Inhalte übersichtlicher und einfacher zu lesen.
Es hilft wenig, als Online-Texter nach dem Grimmepreis zu schielen. Es ist sehr unwahrscheinlich, für die Online-Texterei mit solchen Preisen ausgezeichnet zu werden. Und so wird es auch der Online-Leser eher selten honorieren, wenn der Autor versucht, mit komplizierten Satzkonstrukten zu punkten. Kurze Sätze sind allerdings den Lesegewohnheiten der Online-Nutzer eher angemessen. Ein Browserfenster ist schnell wieder geschlossen, der nächste Link in den Ergebnisseiten der Suchmaschinen ist schnell angeklickt. Für den Leser ist nicht interessant, ob der Autor nun ein großartiger Literat ist, er möchte möglichst einfach zu den Ergebnissen kommen, die er gesucht hat. Und das geht mit schlichten und kurzen Sätzen am besten.
Ja, es gibt sie: Tools, die versuchen auf automatisiertem Wege das Textniveau einer Website zu bewerten. Und möglicherweise machen das auch die Suchmaschinen. Doch was ein lesenswerter Text ist, bleibt natürlich eine recht individuelle Empfindung. Allen semantischen Algorithmen zum Trotz kann eine Software nur begrenzt ermitteln, ob ein Text interessant und angenehm zu lesen ist. Rechtschreibung und Grammatik ist relativ einfach zu erfassen und auch die Länge eines Satzes ist ohne Probleme zu ermitteln. Und ohne Probleme kann auch nachgezählt werden, ob ein Autor lieber kurze oder längere Wörter verwendet. Ob allerdings kurze oder längere Wörter den Text einer Website aufwerten, da gehen die Meinungen schon wieder auseinander.
Wichtig ist der Leser eines Textes, nicht der Autor. Und es interessiert den Leser überhaupt nicht, was der Autor so alles kann. Er möchte nur seine Informationen und das möglichst leicht verdaulich und gut verständlich. Und so sollte auch ein guter Online-Texter sich selbst nicht ganz so wichtig nehmen. Viel interessanter ist es, den Leser im Blick zu behalten und zu versuchen, ihm zu geben, wonach er verlangt.