Internetkonzerne erstellen Werbeprofile ihrer Nutzer. Diese Erkenntnis ist nicht weiter neu. Immerhin bieten sie ja kostenlose Dienste an, da muss es doch etwas geben, mit dem sie ihr Geld verdienen. Und Nutzerprofile scheinen das große Kapital des 21. Jahrhunderts zu sein. Wir suchen kostenlos in der Suchmaschine, aber was wir da suchen, was uns interessiert und wie unsere Interessen zusammenhängen, das ist offenbar spannend für den Suchanbieter. Da lässt sich zielgenaue Werbung platzieren und damit lässt sich vielleicht noch viel mehr anstellen. Was wissen wir denn schon genau?
Einen Schritt weiter sind da die Social-Networks. Alles, was wir da posten, chatten und wie wir uns selbst darstellen sagt schon viel über uns aus. Im Grunde genommen dient jedes Posting dazu, unser digitales Profil weiter auszubauen. Und viele Internetdienste sind bestens miteinander verknüpft: Wir schauen uns bei Amazon ein Produkt an. Und werden anschließend bei Facebook tagelang an dieses Produkt erinnert. Wir könnten ja vergessen haben, das zu bestellen. Oder wir rufen bei einem Reiseanbieter eine Flugreise auf und bekommen im Anschluss noch viele bessere Angebote im sozialen Netzwerk aufgelistet. Ist das nicht toll, wie gut wir von allen Seiten bedient werden?
Mein Name ist Andreas Mettler und ich bin Online-Texter. Das bedeutet, dass ich zu praktisch jedem Thema Texte fabuliere und auch zu allen möglichen Inhalten recherchiere. Und das bringt die Algorithmen der Werbeprofil-Sammler manchmal regelrecht zum Kochen. Denn wie sieht das Profil eines Nutzers aus, der sich scheinbar für alles interessiert? Und tatsächlich: In den Anzeigen der Suchmaschinen tauchen stets die Themen auf, über die ich zuletzt schreiben durfte. Und auch Facebook empfiehlt mir die Inhalte, über die ich zuletzt recherchieren sollte.
Das ist schon ein spezieller Status, den ich da als Online-Texter genießen darf. Ja, eigentlich stelle ich sehr viele persönliche Inhalte über mich ins Internet. Ich bin diesbezüglich recht geltungsbedürftig. Sogar auf der Webseite online-texter.net werbe ich mit einem persönlichen Foto. Ob das mehr Kunden an mich bindet? Oder ob es sie abschreckt? Ich habe das nie untersucht. Aber so viel ich auch über mich veröffentliche, die von den Internet-Giganten für mich bereitgestellte Werbung zeigt mir, dass sich die Werbeprofi-Algorithmen an mir die Zähne ausbeißen. Am einen Tag schreibe ich Texte über Reiseziele in Dänemark, am anderen Tag über Ferienwohnungen auf Teneriffa. „Wie oft fährt der Kerl den in den Urlaub?“, mag sich das Werbeprofil da denken. Mal sind die Stoffwindeln das Thema und ein andermal das Leben als Single. Und immer dann, wenn der Algorithmus denkt, er hätte ich verstanden, dann befasse ich mich auch schon mit einem Thema, das wieder einmal so gar nicht in mein Profil passt. Und dann sehe ich die Rechner von Facebook und Google vor mir. Wie sich die viralen Synapsen für mich verknoten und wie die Chips zu dampfen beginnen.
Mehr als einmal ist es Captain Kirk in der Fernsehserie „Star Trek“ gelungen, einen wild gewordenen Computer mit guten Argumenten ins digitale Jenseits zu befördern. Mir gelingt das vielleicht irgendwann als Nebeneffekt meiner Arbeit.