Was ist eigentlich ein lesbarer Text? Lassen wir die Suchmaschinenoptimierung einmal außen vor. Ich denke jetzt an den menschlichen Leser. Ich habe Feierabend, lege mich aufs Sofa und lese einen Roman. Am besten gedruckt auf Papier. Als Abwechslung zum digitalen Lesen. Nun bin ich ganz begeistert von den alten Schreiberlingen der Science-Fiction Romanhefte aus den 1940er Jahren. Von diesem Gefühl beflügelt empfehle ich meinen Freunden, sich doch auch mal mit einem dieser Autoren zu befassen. Und wenn sie das dann wirklich einmal tun, gib es bisweilen recht verwunderte Reaktionen.
Der eine Leser ist ganz begeistert von einer Geschichte, über die ein anderer nur den Kopf schüttelt. Und das ist auch gut so, denn sonst bräuchte es ja die Vielfalt der Bücher und Geschichten gar nicht. Romane, die einen Literaturpreis nach dem anderen bekommen, würden bei der Lesbarkeitsanalyse von Wordpress sicherlich mit einem roten Punkt verwarnt: Viel zu lange Sätze, zu viele Kommas und überhaupt: Die hoch dekorierten Autoren schreiben viel zu kompliziert. Eigentlich genau das, was der Online-Autor nicht tun sollte. Und das soll dann wertvolle Literatur sein?
Sowohl Suchmaschinen, wie auch Content-Management Systeme haben ihre Algorithmen, mit denen sie die Sprachqualität von Texten beurteilen. Die Ergebnisse fallen bei unterschiedlichen Systemen auch manchmal recht unterschiedlich aus. Algorithmen können mir nicht sagen, was ich interessant zu lesen finde. Das ist eine rein technische Analyse. Auch Texte, die gegen all diese Regeln verstoßen, können lesenswert sein. Manchmal veröffentliche ich neue Texte auch direkt in den Blogs der Kunden. Dann sehe ich sofort, was der Algorithmus zu meiner Fabulierung sagt. Das führt manchmal zu einer Feinabstimmung mit dem jeweiligen System. Eine negative Bewertung sieht einfach nicht gut aus. Auch wenn der Text eigentlich ganz große Klasse ist.
Wer einen Text geschrieben und für gut befunden hat, muss diesen nicht unbedingt verschlimmbessern, nur weil ein Algorithmus ihm das rät. Aber was sind die häufigsten gut gemeinten Ratschläge der Content-Management Systeme beim Veröffentlichen eines Textes? Es folgen ein paar Beispiele:
Es macht einen Unterschied, ob mit einem Gegenstand etwas gemacht wird oder ob ich etwas mit dem Gegenstand mache. Der Satz, der eine aktive Handlung beschreibt, wirkt sicherlich etwas lebendiger. Das lässt sich relativ leicht per Algorithmus analysieren. Kein Widerspruch.
Drei Sätze, die mit denselben Worten beginnen? Technisch gesehen eine böse Sache. Manchmal kann ich damit aber auch Akzente setzen. Dauerhaft eingesetzt kann das einen Text auch wieder träge machen.
Die Autoren der großen Literatur machen gerne lange Sätze und verschachteln Haupt und Nebensatz mit vielen Kommas. Das mag große Kunst sein, aber einfacher zu lesen wird ein solcher Text sicherlich nicht. Mit kurzen Sätzen gewinne ich keine Literaturpreise, aber ich halte den Online-Leser bei der Stange. Einfach einmal einen Punkt setzen. Anstelle von einem Komma. William Shatner lässt grüßen.
Nutzen Sie jede Möglichkeit den Leser direkt anzusprechen. Ist es nicht toll, wenn ich selbst in dem Text vorkomme? Schreiben Sie nicht darüber „was man so machen könnte“, erzählen Sie direkt, „was der Leser tun kann“. Das hält sein Interesse wach! Das muss nicht bedeuten, dass das Wörtchen „man“ zum Tabu erklärt wird. Das ist ok, das kann man benutzen.
Gerne können Sie über Ihre eigenen Erfahrungen erzählen. Oder über das „Wir“ der eigenen Firma. Auch als Online-Texter ist dies natürlich sehr gefragt. Auch wenn er eigentlich nicht direkt zum „Wir“ des Unternehmens gehört. Aber als Online-Texter formuliere ich aus, was das Unternehmen oder der Auftraggeber sagen möchte. Das passt schon.